„Videoanalyse Stuttgart 21“
In dem Blog „Keine Gewalt gegen Polizisten“ gibt es einen Artikel zu Stuttgart: „Videoanalyse Stuttgart 21“.
Ihr könnt Euch das gerne selber durchlesen, auch die Argumente und Gegenargumente in den Kommentaren dazu.
Ich habe gestern selber einen Kommentar hinterlassen, der nun leider gelöscht wurde. Ok, das ist Sache des Blogbetreibers. Ich habe mir trotzdem heute nochmal die Mühe gemacht und aus dem Gedächtnis zusammen geklaubt, was ich da geschrieben hatte. Ich halte es nämlich für wichtig.
Natürlich ist es verständlich, das auch der Polizist (und die Polizistin!) unversehrt nach Hause kommen wollen. Man möge sich aber mal den Unterschied vorstellen zwischen einem Demonstranten, der vom Wasserwerfer getroffen wird, der Pfefferspray in die Augen bekommt, der von einem trainierten Faustschlag in Gesicht getroffen wird, und auf der anderen Seite einem Polizisten, der einen Tritt mit einem Turnschuh gegen ein gepanzertes Schienbein bekommt, oder dem eine Kastanie am Helm trifft.
Was besonders auffällt ist die moralische Wertung der Geschehnisse. Dieselben Bilder, die man aus Stuttgart gesehen hat, hätten auch aus dem Iran kommen können. Dann wären unsere Politiker ganz laut gewesen, wie schrecklich brutal das iranische Regime gegen friedliche Demonstranten vorgeht. In Stuttgart dagegen heißt es: Gewalttätige Demonstranten und zwischendurch wurde sogar von Pflastersteinen gelogen. Und vor allem: Selber schuld!
Zu der letzten Frage in dem Artikel: „Was hätte die Polizei nach mehrfacher Aufforderung, eine Straftat zu beenden, tun sollen?“ Ja, was? Vielleicht einfach mal nichts? Die Polizei ist letztlich nur der Puffer zwischen Politik und Bürgern. Von Seiten der Politik (Und der Bahn) gibt es aber keinerlei Dialogbereitschaft. Zu sagen, wir wollen den Dialog aber ein Baustopp kommt auf keinen Fall in Frage, das ist keine Dialogbereitschaft.
Da bleibt die Frage: Welche Möglichkeit haben und hatten die friedlichen S21-Gegner noch?
5 Reaktionen
Von http://www.aerar.de am 4. Okt 2010 um 15:16 Uhr
Ich habe dieses Blog, das du genannt hast, überflogen und bin erstaunt, dass man sich damit überhaupt ernsthaft auseinandersetzen sollte. Damit meine ich nicht das inhaltliche, denn jedes Blog hat das Recht, sich inhaltlich zu positionieren. Aber mir erscheint sowohl der Schreibstil in dem dortigen Artikel als auch die Diskussionsführung einseitig und polemisch, weil in meinen Augen Argumente verdreht, relativiert, ignoriert oder anscheinend gar gelöscht werden. Ich bin an allen Positionen zu der Debatte interessiert und glaube, dass die Wahrheit viele Gesichter hat. Das von dir verlinkte Blog liefert diese aber in meinen Augen nicht.
Von Josef A. Preiselbauer am 4. Okt 2010 um 16:25 Uhr
Ich tippe auf „ignoriert“. Wenn der Blogbetreiber schreibt: „Wenn ich mir die Frustrationstoleranz von Leuten ansehe, die einen Schutzanzug als „Bedrohung“ empfinden und damit ihre Eskalationen rechtfertigen..“, dann ist das beste Ignoranz. Denn die Eskalation in Stuttgart bestand nunmal aus friedlichen und gewaltfreien Sitzblockaden. Da wird mit allen Mitteln versucht das Vorgehen der Polizei zu rechtfertigen.
Der Blogbetreiber hat nun auch auf meinen 1. Kommentar geantwortet:
Meine Antwort dazu:
Mehr werde ich dort nicht dazu sagen, denn wir ich schrieb: „wir drehen uns dann nur im Kreis.“ Ich erwarte nicht, das jeder meinen Standpunkt einnimmt.
Von http://www.aerar.de am 4. Okt 2010 um 17:20 Uhr
Halte ich für eine gute Entscheidung in Anbetracht dessen was ich oben gesagt habe. Prinzipiell begrüße ich es aber, wenn Blogs zu Stuttgart 21 auch die Position der Befürworter annehmen. Doch wenn eine Diskussion polemisch oder dogmatisch erscheint, dann bringt sie niemanden etwas.
Von Thomas Trueten am 6. Okt 2010 um 04:25 Uhr
Naja, eine friedliche „passive“ Sitzblockade ist maximal eine Ordnungswidrigkeit. Aber interessierte Stellen machen halt eine Straftat draus, um besser reinhauen zu können.
Von Thomas Trueten am 6. Okt 2010 um 04:25 Uhr
Siehe auch nochmal den Artikel hier in der Stuttgarter Zeitung:
„(…) Sitzblockaden werden seit 1995 nicht mehr als strafbare Nötigung eingestuft. Die Schwelle zur Strafbarkeit überschreiten Blockierer, wenn sie sich anketten oder Barrieren errichten.“